In der Kinderbuchhandlung Fabelwelt, Schleifmühlgasse 6, steht ein Pop-Up-Buch von Rotkäppchen, das Märchen wird nur durch Bilder und etwas Licht erzählt, relativ einfach … Einfach? Eher nicht! Illustratorin Julia Lohninger erzählt wie aus einer Idee für einen Papieraufsteller im Stil eines Pop-Up Buches ein komplexer Aufsteller aus Plexiglas wurde.
Die Idee
Mein erstes Gespräch mit Projektleiter Lars van Roosendaal hatte ich im September 2016. Obwohl ich eine neue Teilnehmerin beim Märchenpfad war, platzte ich gleich mit meiner Idee für ein großes Pop-Up Buch heraus! Es hat mich als Kind bereits fasziniert, dass dreidimensionale Bilder aus einem Buch hüpfen können. Aus Platzmangel kam allerdings anfangs ein Nein. Umso überraschender ein paar Tage später der Anruf: „Die Kinderbuchhandlung Fabelwelt ist an deiner Idee interessiert, wir brauchen möglichst schnell einen Entwurf!“Der erste Entwurf
Da ich keine Ahnung hatte wie ein Pop-Up Buch überhaupt funktioniert, ging es als erstes ab zur Recherche. Kinderbücher wurden ausgegraben und studiert, Pop-Up Techniken gesucht, erlernt und so konnte ich mit dem Entwurf der ersten Szene beginnen: der Wald mit Rotkäppchen und dem Wolf.Beim ersten Treffen mit Lars und seiner Assistentin war ich ganz schön nervös, war es doch meine erste Präsentation von Illustrationen von mir, das Team war aber begeistert. Gemeinsam tüftelten wir eine Aufstellung aus, die von allen Seiten funktionieren würde. Vier Szenen in einer Tortenform angeordnet mit großen Figuren darüber. Das ganze sollte passend zu einer Buchhandlung aus Papier oder Karton sein, technisch also einfach zu Lösen. Dachten wir …
Die technische Umsetzung – von einer Herausforderung zur nächsten!
Auch der Besitzerin der Fabelwelt Kinderbuchhandlung gefiel die Idee. Wir fanden eine große Druckerei die Karton bedrucken und auslasern konnte, die Entwürfe wurden geschickt, besprochen und wir erhielten einen akzeptablen Kostenvoranschlag.









Nach einem Monat aber der Schock: die Teile können doch nicht so produziert werden, die Details seien zu fein! Was nun? Sofort telefonierte ich Wien-weit herum auf der Suche nach einer neuen Druckerei. Zwei Stunden später saß ich in der Grafischen Schmiede, die Verzweiflung war mir ins Gesicht geschrieben.
Die erste gute Nachricht war: ja die Druckerei kann das. Dann die schlechten Nachrichten: das gewünschte Material Karton geht nicht, es würde durch das Lasern verbrennen. Die Lösung der Grafischen Schmiede: Rotkäppchen sollte auf weißen Kunststoff gedruckt werden. Als Anfängerin hatte ich allerdings grundsätzlich eine Ahnung von Druckproduktion, nur war so ein komplexes Druckwerk eine Premiere für mich. Inzwischen bin ich in Sachen Printproduktion mit, nicht allen aber, vielen Wassern gewaschen!
So wie ich alle Teile ursprünglich zusammenbauen wollte, funktionierte in der Kunststoffausführung allerdings nicht. Es müssen alle Teile gesteckt werden dafür müssen überall Ausnehmungen eingezeichnet werden. Zwei Wochen und viele Arbeitsstunden später, konnte ich die Druckdaten von Rotkäppchen endlich an die Druckerei schicken. Bis zur Eröffnung des Stadtmärchenpfads waren noch 10 Tage Zeit …
Rotkäppchen goes Plexi
Aber auch hier eine Hiobsbotschaft: nach einigen Tests der Druckerei wurde erneut festgestellt, dass das ganze auf dem ausgesuchten Material nicht funktioniert, die feinen Details würden auch hier stellenweise verbrennen. Wenn die Schnittrand runder wäre statt so kleinteilig würde es klappen. Daher musste Rotkäppchen auf Plexiglas gedruckt werden, mit einem kleinen transparenten Rand um allen Figuren herum.Ich und mein Burn-Out gefährdeter Laptop mussten wieder ran um die Laserschnittinformationen neu zu zeichnen. Da man Plexiglas gar nicht nacharbeiten kann, waren meine Zweifel inzwischen sehr groß ob das ganze jemals funktionieren würde. Am Dienstag vor Eröffnung schickte ich schließlich die fertigen Druckdaten, am Mittwoch sollte mit der Produktion begonnen werden.
Alles passt zusammen
Und jetzt kamen endlich die positiven Geschichten. Bereits am Mittwochabend war Rotkäppchen schon fertig und sah super aus! Mit einem Gefühl als wäre das Christkind gerade da habe ich gleich in der Druckerei alles zusammengesteckt und der Fels ist heruntergepoltert: alle Teile passen zusammen!

Die „Montage“ vor Ort war dann nur mehr eine Sache von einer halben Stunde, inklusive flotter Lichtinstallation durch Martin Nowosad.
Was lange währt wird endlich gut!
Gegen all meiner Zweifel konnte Rotkäppchen pünktlich präsentiert werden, auch wenn es auf den letzten Drücker war. Vieles habe ich im Alleingang gemacht, es wäre aber nicht ohne die Unterstützung von meinen Mitstreitern möglich gewesen. Ich möchte daher einigen danken, speziell Lars van Roosendaal, für die Chance und zum Schluss auch die moralische Unterstützung, dem Team von der Druckerei Grafische Schmiede, die mir zwar Mehrarbeit verschafft haben, aber alles dafür getan haben, dass das Endprodukt perfekt und rechtzeitig fertig wurde, meinem Lebensgefährten, der mich immer unterstützt hat, mich wenig gesehen hat und Grant und Verzweiflung ertragen musste. Und natürlich danke ich dem kompletten Wie(n) verzaubert-Team, die mich immer wieder ermuntert haben und mir geholfen haben.Und die Moral von der Geschicht? Was lange währt wird endlich gut!
Wir bedanken uns bei Kinderbuchhandlung Fabelwelt
für das zur Verfügung stellen der Räumlichkeiten
sowie bei
Grafische Schmiede
für die produktionstechnische Unterstützung
für das zur Verfügung stellen der Räumlichkeiten
sowie bei
Grafische Schmiede
für die produktionstechnische Unterstützung
Idee, Konzept, Illustration:
Julia Lohninger
Koordination:
Lars van Roosendaal
Text:
Claudia Gradinger
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